Beziehungen und Kommunikation

Beziehungen und Kommunikation - Wir alle haben sie. Aber kommen wir damit zurecht? Von dieser Frage ausgehend wollen wir uns mit diesem Thema befassen. Obgleich alltäglich, ist das zwischenmenschliche Miteinander oftmals wenig von gegenseitigem Verstehen getragen. Missverstehen und Unverständnis lassen Beziehungen scheitern und machen zielgenaue Kommunikation vielfach zu einem wahren Meisterstück.

Wozu brauchen wir überhaupt Beziehungen? - Ganz offensichtlich ist der Mensch auf ein Du hin, auf ein Gegenüber, angelegt. Von Kindheit an beziehen wir unsere Selbstdefinitionen zu einem großen Teil von unserer Umwelt. Unsere Eltern, unsere Familien, später dann der Freundes- und Kollegenkreis haben enormen Einfluss auf unser Selbstbild. Ständig messen wir uns an anderen, indem wir uns, unsere Leistungen und auch unser Versagen mit dem ihren vergleichen. Dieses sich Aufeinander-Beziehen ist eine große Chance aber auch ein großes Risiko. Umfeldbedingt kann der "Gruppendruck" zu einer positiven oder aber auch zu einer negativen Entwicklung führen. Sowohl was wir sind, als auch was wir nicht sind, definieren wir über unser Gegenüber. So gäbe es kein Wissen von Dick oder Dünn, Klein oder Groß, könnten wir diese Gegensätze nicht an unserem Vis-a-vis festmachen und erkennen.

Beziehungen finden sich also überall dort, wo es Bewusstsein gibt. Und wo es Beziehung gibt, ist Kommunikation zu finden. Oder auch: Beziehungen sind Kommunikation und Kommunikation ist Beziehung.

Paul Watzlawick, Janet H. Beavin und Don D. Jackson halten in ihrem Buch "Menschliche Kommunikation" [1] fest, dass es - zumindest - fünf Grundeigenschaften menschlicher Kommunikation gibt:

  1. Man kann nicht nicht kommunizieren.
    Überall wo Begegnung und Beziehung ist, stehen wir in Austausch miteinander. Nicht nur Gesprochenes, sondern auch unser Verhalten ist Kommunikation. Selbst im Schweigen oder in der Ignoranz teilen wir unserem Gegenüber etwas mit. Kommunikation lässt sich nicht vermeiden.
     
  2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.
    Wo immer Mitteilung stattfindet, zeigt sich diese auf zwei Ebenen: Während der Inhaltsaspekt, die Information übermittelt, weist der Beziehungsaspekt, die sogenannte Metakommunikation, an, wie der Sender diese Information eingeordnet haben möchte. So bestimmt die Stellung der Beteiligten zueinander den Beziehungsaspekt genauso, wie der Zusammenhang, in welchem der Informationsaustausch stattfindet. Während der Inhaltsaspekt einer Beziehung eine klare Mitteilung sein kann, können sich aus dem Beziehungsaspekt vielgestaltige Probleme ergeben.
     
  3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.
    "Du hast aber angefangen .....!" ist oftmals das "Argument", um eine Meinungsverschiedenheit oder einen Streit nicht beenden zu müssen. - Aber: Was war zuvor? Weshalb hat der andere "angefangen"? Im zwischenmenschlichen Bereich kommt man bald zu einer Diskussion zum Thema "Was war zuerst? - Henne oder Ei?" und bleibt im Streit. Oder man beginnt ganz von vorne, bei "Adam und Eva" ..... Wer in einer Beziehung das Recht hat, den "Anfang" eines Problems zu bestimmen, das heißt, eine beliebige Interpunktion zu setzen, definiert die Natur dieser Beziehung.
     
  4. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikationen erforderliche logische Syntax.
    Digitale Kommunikation findet durch das Wort statt. Gesprochen oder geschrieben, zeigt sich jedoch das Wort, aus dem analogen Kontext, das sind zum Beispiel Körpersprache und Mimik, herausgelöst, oftmals als nicht einschätzbar. "Sehr schön" kann sowohl "Sehr schön!" (lobend) als auch "Sehr schön ..." (abwertend und besserwisserisch) bedeuten, je nach Tonfall und anderen Begleiterscheinungen. Analoge Kommunikation zeigt sich durch Handlung und Unterlassung, Ausdruck, Tonfall und Körpersprache und bietet den Rahmen für digitale Kommunikation. Beide Modalitäten sind für sich genommen unvollkommen und oftmals missverständlich. Für eine klare und verstehbare Kommunikation ist es unerlässlich, dass analoge und digitale Kommunikation in ihrer Botschaft übereinstimmen.
     
  5. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.
    Ohne die Begriffe qualitativ zu werten, sind zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe entweder symmetrisch oder komplementär. Während symmetrische Kommunikationsabläufe auf Gleichberechtigung der Partner beruhen und gegebenenfalls das Risiko dauernder Konflikte in sich tragen, findet sich bei komplementärer Kommunikation ein Muster der Unterordnung, wobei unklar bleibt, ob der "Starke" den "Schwachen" in seiner "Schwachheit" oder der "Schwache" den "Starken" in seiner "Stärke" bestimmt.

So ergibt sich nun die Frage der Anwendbarkeit des Besprochenen.

"Der zwischenmenschliche Bereich"

Im zwischenmenschlichen Bereich können uns diese Überlegungen zu einer größeren Sensibilität im Miteinander führen.

  1. Da, wo wir uns der Unvermeidbarkeit unserer Mitteilungen bewusst werden, können wir sorgsamer damit umgehen und so manch unbewusste Verletzung anderer vermeiden.
  2. Echtes Vertrauen kann nur in einer Beziehung zum Tragen kommen, die nicht nur von Sicherheit spricht, sondern von einer solchen auch gekennzeichnet ist.
  3. Statt ständig in der "Vergangenheit" nach dem Beginn des Streits und der Schuld des anderen zu suchen, können wir gemeinsam unsere Zukunft gestalten und Strategien zur Vermeidung von Konflikten erarbeiten.
  4. Im Austausch untereinander können viele Missverständnisse vermieden werden, wenn wir darauf achten, unsere Handlungen und unsere Worte aufeinander abzustimmen. Dem anderen unsere Teilnahme und unser Interesse in Worten zu bekunden, ist genauso wichtig, wie ihm dies durch aktives Zuhören und Hinwenden zu zeigen.
  5. Da wo sich Gleichberechtigung und beiderseitige Unterordnung die Waage halten, erweitert sich für alle Beteiligten der Verhaltensspielraum.

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Nun stellt sich jedoch eine grundsätzliche Frage: Warum das Ganze und wozu? Woher kommen Beziehungen und warum kann man sie nicht beiseite lassen?

Alles menschliche Sein, jede Beziehung und damit jede Kommunikation, ist auf ein Du hin angelegt. Von Beginn an zeigt uns das Wort Gottes, dass der Mensch, als Geschöpf Gottes, in sein Bild geschaffen wurde (1. Mose 1,27), und dass es gut für den Menschen ist, ein Gegenüber, Beziehung, zu haben (1. Mose 2,18). - Es war also von Anfang an Gottes Wille, dass der Mensch Beziehungen zu anderen Menschen, vor allem aber auch zu Gott hat. Daraus erklärt sich die Unvermeidbarkeit von Beziehungen und damit der Kommunikation. Trotz dieses Beziehungsangebots Gottes hat sich der Mensch von seinem Schöpfer abgewandt, der Beziehung zu ihm den Rücken zugekehrt, und damit den Maßstab für sein eigenes Sein verloren.

Daraus ergeben sich nun - in Analogie zum bisher Gesagten - folgende Punkte:

"Die menschliche Seite"

  1. Trotz dieses Beziehungsverlustes kann man nicht nicht mit Gott "kommunizieren". Sowohl aktive Ablehnung als auch Desinteresse dem Wort Gottes gegenüber sind Kommunikation und haben Bedeutung.
  2. Jede Religion oder Philosophie des Menschen als Inhaltsaspekt definiert sich durch ihren Beziehungsaspekt zu Gott dem Schöpfer. Wo diese beiden Aspekte nicht übereinstimmen, das heißt, sich das menschliche Gedankengebäude nicht Gott als dem Herrn unterordnet, findet "Fehlkommunikation" statt und der Mensch bleibt von der Gemeinschaft mit Gott getrennt.
  3. Wo im zwischenmenschlichen Bereich die Frage nach der Interpunktion zumeist sinnlos ist, zeigt uns das Wort Gottes, dass der Herr am Anfang steht (1. Mose 1,1). Sein Wille war Gemeinschaft mit uns, doch der Mensch hat sich abgewandt und verantwortet so den Bruch zwischen sich und Gott.
  4. Es reicht nicht, "Herr, Herr!" (Lukas 6,46) zu sagen, sondern die Tat bestimmt im Zusammenwirken mit dem Bekenntnis die Echtheit der Beziehung.
  5. Da Gott als Schöpfer über allen Geschöpfen, über seiner Schöpfung, steht, kann unsere Haltung nur Unterordnung unter seine Herrschaft sein.

"Gottes Seite"

  1. Gottes Beziehungsangebot an uns ist der Herr Jesus Christus, das Wort Gottes (Johannesevangelium 1,1-3). In ihm ist kommuniziert Gott mit uns.
  2. Im Herrn Jesus Christus, in seinem Leben und Sterben, "spricht" Gott eine deutliche Sprache: Ohne die Errettung durch das Sterben Jesu am Kreuz ist der Mensch für alle Ewigkeit verloren! Die Sünde, deren Grundlage Überheblichkeit Gott gegenüber und Selbstgefälligkeit des Menschen ist, trennt den Unerretteten von Gott. Durch Buße, das ist eine Kehrtwendung weg vom Eigensinn hin zu Gott, kann das Erlösungsangebot des Herrn Jesus Christus, sein Sühnetod am Kreuz, wahr- und angenommen werden. Er hat alle Schuld auf sich genommen, diese mit seinem Leben bezahlt und so die Trennung zwischen dem heiligen Gott und dem sündigen Menschen, der dieses Errettungsangebot annimmt, aufgehoben (Römer 3,22-24). In dieser Errettung sind wir auf ewig beim Vater geborgen! Der Inhaltsaspekt des Wortes Gottes - die frohe Botschaft des Evangeliums - ist die Errettung durch Jesus Christus und stimmt mit dem Beziehungsaspekt überein, dass es nur in seiner Macht steht und seiner Liebe zu uns entspricht, uns in dem Herrn Jesus Christus zu erretten.
  3. Gott weiß um unsere "Geschöpflichkeit". "Am Anfang" schuf er den Menschen. Da Gott am Beginn aller Dinge steht, ist er auch Herr über alles.
  4. Gott hat nicht nur ein Wort der Errettung ausgesprochen, sondern in seinem Sohn, dem Herrn Jesus Christus auch die ein für alle Mal gültige Erlösungstat vollbracht. Die Predigt, das von Jesus Christus Gesprochene, stimmt mit seinem Leben, Wirken und Sterben zusammen. Sein Angebot der Errettung ist übereinstimmend, integer, echt und wirksam.
  5. Gott als der Schöpfer ist Herr über alles. Doch in dieser komplementären Beziehung schafft uns der Allmächtige einen Raum, wo wir als seine Kinder angenommen werden und Freunde Jesu sein können. Sein Wort, dass wir seine Freunde sein können (Johannesevangelium 15,14), ist Gottes "Symmetrieangebot" an uns.

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Gottes Beziehungs- und Erretterwille ist in dem Herrn Jesus Christus zusammengefasst:

Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn errettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. (Johannesevangelium 3,16-18)

Sind Sie an diesem Beziehungsangebot Gottes interessiert? Übergeben Sie dem Herrn Jesus Christus Ihr Leben in einem einfachen Gebet! Kehren Sie ihm nicht den Rücken zu, sondern wenden Sie sich, in Buße, das ist nichts anderes als Umkehr, hin zu Ihrem Erretter.

Wollen Sie mehr darüber wissen, Gottes Wort besser kennen lernen? - Wir laden Sie herzlich ein: Jeden Dienstag, 19 Uhr, Abend der offenen Tür, oder Sie schreiben uns an (siehe Kontakt).


Fußnoten

[1] Watzlawick, Beavin, Jackson, Menschliche Kommunikation, Formen Störungen Paradoxien, 10., unveränderte Auflage - Verlag Hans Huber, 2000

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Zusammenfassung des Vortrags vom 18.2.2003 im Evangeliums-Zentrum (T.P.)